Hochseefischer Welt
ROS 223 “Gera”
Lebenslauf der Gera Lebenslauf der Gera
Kpt. Volker Mitschke zeigt uns einen sehr interessanten Reisebericht Auszug aus Aufzeichnungen aus dem Jahre 1979 des damaligen Kapitäns ROS 223 "Gera"
10 Februar: Ostsee, in den letzten Tagen wegen starkem Eis fast keine Fischerei mehr möglich, haben unsere Reise drin (700 TM Fangwert, Dorsch aok in Kisten, Fischmehl, Tran) 12. Februar müssen plötzlich einlaufen, wegen Kanadaeinsatz, d.h. Belieferung von kanadischen Häfen mit Frischfisch, 13. Februar eingelaufen Rostock 14. – 18. Februar Schneechaos in Europa 19. Februar wollen auslaufen, Besatzung nicht vollständig, die „Sachsen“ sind an Bord, die „Mecklenburger“ noch eingeschneit, 21. Februar 21.00 Uhr Lotse an Bord, Leinen los, 22. Februar
Ostsee dicht gefroren, bis Drogden 24 Std. ( normal 7), in Flintrinne nur mit Eisbrecher „Thule“, 23. Februar 08.00Uhr, nun endlich Skagen, aber immer noch Treibeis, 01. März„...kann der Atlantik auch mal ruhig sein....? Seit Tagen wx NW 8 – 10 und keine Besserung in Sicht, 8 Tage unterwegs und erst auf 30° W, 06. März1. Tag ruhig, Wind NE 6, den ganzen Atlantik Wind zwischen W 9 - 11, wie kann Mensch und Schiff das nur aushalten? 07. MärzFX - Platz (Labrador erreicht), viel Fisch, viel Eis, Eigenfischerei für uns als Seitentrawler nicht möglich, sind traurig, Übernahme von Spezis, 11.März 100to Fisch verarbeitet (geschlachtet und vereist), qrd St. John’s, umfahren dichtes Eis
12.März dichte Eisstreifen weit nach Osten 13. März gehen vor St. John’s (mal wieder) gegenan, einlaufen wegen Bris unmöglich, weichen aus nach Harbour Grace (Conception Bay 14. März 6.00 Uhr: Harbour Gr. eingelaufen, (Abenteuerlich: ohne Lotsen; weil: keiner da, keine ausreichende Seekarte, boah eh, kein Mensch auf UKW – Empfang, also auch kein Hafenmeister oder so was, kein Platz an der Pier, also mit Steven ran, Jacobsleiter und Leute an Land, Kutter sortieren, angelegt,später: die Leute der Kutter kommen von zu Hause, besteigen ihre Schiffe , kümmern sich nicht um uns und laufen aus, solcher Art von „Späßen“ kennen sie wohl, 16. März Schiff gelöscht, kein Eis für die Fische im Dorf, qrd St. John’s 17. März abends Eis an Bord, qrd FX – Platz 20. März Fangplatz keine Fischerei, unzählige Eisberge, Fangplatzwechsel nach Loran 1L3 1100, 22. März Fischerei gut auf 1L3 1200 bis 1100
28. März Einlaufen Trepassy (Newfoundland), was ich hier mache glaubt mir niemand und ist Wahnsinn, keine Hafenkarte, Lotse kommt ohne Brille und ist kurzsichtig, Trepassy – Schuhanzieherhafen, man kommt nur mit einem Schuhlöffel in den Hafen, der liegt voller Kutter, wie komme ich hier bloß wieder raus, im Dorf gewesen, trostlos, 1.600 Einwohner, mächtig eingekauft, 2 Briefmarken. 29. März habe unseren Lotsen gesehen, mit Schweißerbrille und Stulpenhandschuhen, der Hausmeister der Plant, habe ihn beim Auslaufen nicht mehr beansprucht, vom 01. Aprilbis 07. April Fischerei gut, pro Tag 25 – 30 to Fisch Netto, das schafft, 09. April eingelaufen Fortune mit 172 to Fisch, die kleinen Dörfer werden für die „Gera“ immer abenteuerlicher, 11. April morgens ausgelaufen, Ablegemanöver flinke Socke, hinten ziehen, vorne schieben, Voll Zurück – Hart Bb., Voll Voraus – Hart Stb., Chief rügt die Brücke
13. April wenig Fischerei, viel Wind, wx 8 – 10,von N bis NNW, 23. April Harbour Grace eingelaufen, bringen letzte Ladung Fisch, Pier diesmal frei zum festmachen, man begrüßt uns wie alte Bekannte, unsere Fische werden in der Plant mit der Hand filetiert, obwohl Maschinen rumstehen, die Kanadier wollen damit der Arbeitslosigkeit begegnen, beim Ablegen mit dem Steven kleine Bretterhütte auf der Pier dem Erdboden gleichgemacht, war wohl reif, 25. April treten Heimreise an, auf Grund des leeren Schiffes, DK reicht gerade bis Rostock, und im Eis abgefahrener Schlingerleiste, gebärdet sich unsere „Gera“ (sonst eigentlich ein braves und äußerst seetüchtiges Schiff) wie ein Schaukelpferd, 05. Mai ETA Rostock, ich habe die komische Ahnung das das die letzte Fischereireise außerhalb der Ostsee war.