Hochseefischer Welt
Fahrzeitberichte
Die ersten Rostocker Fischereifahrzeuge vor Westgrönland / Labrador ab 1958
berichtet von Kapt. PeterBurmeister und aufgeschrieben von Fritz Hartung
Kpt.Peter Burmeister hat uns den folgenden Erlebnisbericht übergeben . Ich denke, er ist doch sehr informativ zum
zeitlichen Ablauf der Aufnahme der Fischerei vor Kanada .
Es ist das große Verdienst von Kapitän Hein Krönke, mit dem Trawler ROS 219 Ende 1957 / Anfang 1958 erstmalig die
Fischerei bei Westgrönland aufgenommen zu haben . Die Fangergebnisse , die er mit seiner Besatzung erzielte , waren
so überragend , dass auch bald weitere erfahrene Kapitäne und Besatzungen des Rostocker Fischkombinates diesem
Beispiel folgten .
Die Gewässer des Nordwestatlantik zählten von da an über mehr als ein Jahrzehnt zu den ertragreichsten Fanggründen
der Flotte .
Einer von den ersten erfolgreichen Kapitänen in diesem Gebiet war auch Kapitän Peter Burmeister , ein Pionier der ersten
Stunden des Fischkombinates und Leistungsträger und hochanerkannte Persönlichkeit in der Flotte .
Er schreibt dazu über diese bewegenden Zeiten und seine ersten Reisen in diese Fanggebiete :
Nachdem Hein Krönke mit ROS 219 im Januar 1958 von Südgrönland zurückkam , kamen Kapitän Heinz Roesner ,
ROS 208 und ich überein , unsere nächste Reise mit ROS 219 nach Südgrönland zu machen .
Ich lief am 5.2.1958 mit ROS 220 aus . Wir fuhren durch den Nord-Ostsee- Kanal , um fehlende Seekarten in Holtenau zu
übernehmen . Haben uns dann nördlich der Hebriden mit ROS 208 getroffen , um die Karten zu übergeben, dann weiter
Richtung Westen . ROS 219 lief nördlicher , um zum Fangplatz seiner vorigen Reise zu kommen . Südgrönlands Gewässer
waren aber zu der Zeit mit großen Eisfeldern bedeckt .ROS 208 und ROS 220 liefen dann in Richtung Neufundland weiter
und setzten im Gebiet Flemish Cape aus, Generalposition 48° N 45° W. Vom 17.2.-24.2.1958 fischten wir dort Rotbarsch
mittlerer Sorte . ROS 219 kam dann auch vom Norden zu uns . Auch ROS 207 mit Kapitän Heinz Adler und ROS 218 ,
Kapitän Carl Volkers waren kurz nach uns in der Gegend . ROS 218 hatte während dieser Zeit einen Todesfall ,
der Kollege wurde dann feierlich der See übergeben .Wir , ROS 220 liefen am 5.3.1958 in Rostock ein .
Im Folgejahr , am 4.1.1959 lief ich mit ROS 220 aus mit dem Ziel Labrador . Wollten die Südroute fahren durch den
englischen Kanal , somit auch vorher durch den Nord –Ostsee-Kanal . Der Kanallotse zeigte uns eine Zeitung vom
Tage mit der Schlagzeile „ Sensation am Fischmarkt“ . Ein westdeutscher Trawler kam von der Irischen See mit voller
Ladung Hering und hatte einen super Marktpreis erzielt . Meine Reise davor waren wir auch in der Irischen See , aber
kaum Heringsfänge erzielt , Heimreise erfolgte mit 210 Korb.
Nach Rücksprache mit dem Fangleiter Hannes Reinhold in Rostock haben wir dann in Cuxhaven Salz übernommen und
das Reiseziel geändert , auf zum Hering.
Vom 9.1.1959 bis 14.1.1959 haben wir 380 Korb Hering gefangen , die Blütezeit war wieder vorbei. Es befand sich der
Logger ROS 128 ebenfalls dort . Sind am 15.1.1959 beide in Queenstown / Irland eingelaufen und haben unsere 380 Korb
Hering an ROS 128 übergeben, und von ihm noch Eis und etwas Proviant sowie Diesel übernommen . Der Logger trat
die Heimreise an , und wir setzten unsere Reise nach Labrador fort . Am 25.1.1959 nahmen wir die Fischerei im Gebiet
um die Position 52° - 53° N 52° 30’ W auf . Am 29.1.1959 nach 4 Tagen Fischerei um 00.45 Uhr gingen wir mit voller
Ladung Rotbarsch und 35 Stück weiße Heilbutt auf Heimreise . Von unserer Flotte waren wir die einzigen zu dieser Zeit
in diesem Gebiet . Zahlreiche sowjetische Fahrzeuge befanden sich dort . Am 8.2.1959 beendeten wir unsere Reise
Irland –Labrador .
Bei der übernächsten Reise liefen wir am 2.5.1959 in Richtung Rotbarschwiese – Bäreninsel aus. Die Wiese war leer .
Kurz entschlossen setzten wir alles wieder fest zum Dampfen und verließen die Wiese in Richtung Labrador.
( Ohne Nachfragen oder Erlaubnis, damals ging das noch . ) Am 20.5.1959 nahmen wir die Fischerei bei Labrador
53°N 52°20’ W auf . Nach knapp 3 Tagen Fischerei – am 22.5.1959 18.00 Uhr ging es mit voller Ladung auf Heimreise ,
und wir waren am 1.6.1959 wieder zu Hause .
Von da an wurde die Fischerei zwischen Neufundland und Hamiltonbank , eben um 53° Nord von uns in größerem
Maße betrieben. “
Wie wir diesem Bericht heute entnehmen können , waren nach der erstmaligen Fischerei eines Rostocker Trawlers
ROS 219 unter der Leitung von Kapitän Hein Krönke bei Südgrönland , die ersten beiden Rostocker Schiffe die Trawler
Ros 220 , unter Kaptitän Peter Burmeister und Trawler ROS 208 , unter Kapitän Heinz Roesner , die erstmalig den
Fangplatz Flemish Cape/ Labrador befischten .
Ich bedanke mich recht herzlich bei Kapitän Peter Burmeister , der uns diesen Bericht zur Verfügung stellte im
Zusammenhange mit unseren Arbeiten für die Ständige Ausstellung über die Rostocker Hochseefischerei und auch
für seine Zusage zur Veröffentlichung im Internet .
Mit freundlichen Grüßen
Fritz Hartung